Gestern hast du das ultimative Socken-Spar-Abo online abgeschlossen, ohne es wirklich zu registrieren. Wie das passiert ist? Du wurdest mit einem Dark Pattern in einem Onlineshop manipuliert.
Dark Patterns sind User Interface bzw. Design Elemente oder Prozesse, die Unternehmen einsetzen, um das Verhalten der Kunden zu manipulieren. Wir werden täglich manipuliert, nicht nur online, sondern auch offline und merken es nicht einmal.
Oder hast du dich noch nie gefragt, warum von diesem Wein im Supermarkt nur noch wenige Flaschen übrig sind? Plötzlich entscheidest du dich genau für diese Flasche. Muss ja schließlich gut sein, wenn nur noch wenige Flaschen übrig sind… Oder?
Dark Patterns stellen die (zumeist wirtschaftlichen) Interessen des Unternehmens über die des Nutzers und sollen den Nutzer dazu bringen, etwas zu tun, das er so nicht wollte. Dafür werden verschiedene Techniken angewandt, die mehr oder weniger plump dafür sorgen, dass wichtige Informationen nicht wahrgenommen und daher versehentlich falsche Entscheidungen getroffen werden.
Klingt nicht gerade nach einer fairen Sache!
Ein Dark Pattern kann ein Warnhinweis in einem Onlineshop sein, der mit einem Countdown vor dem Ablauf eines Angebots warnt. Es kann aber auch ein kaum sichtbarer Hinweis beim Bezahlen sein, der darauf hinweist, dass du jetzt ein Socken-Abo abschließt. Ein Dark Pattern muss auch gar kein visuelles Element sein. Es kann sich auch einfach um einen unglaublich anstrengenden Stornierungsprozess handeln, der dich daran hindert, dein Abo wieder zu deaktivieren.
Das Problem mit Dark Patterns ist nicht nur, dass sie nerven – sie können auch echt schädlich sein. Sie nutzen die menschliche Psychologie zu dem einzigen Zweck aus, Menschen dazu zu bringen, gegen ihre Interessen zu handeln. Dies ist unethisch und kann illegal sein. Dark Patterns sind weit verbreitet - Forscher analysierten etwa 53.000 Produktseiten von 11.000 Shopping-Websites und fanden heraus, dass 11 % der untersuchten Websites Dark Patterns aufweisen, die aggressiv, irreführend, betrügerisch und potenziell rechtswidrig sind....
Dark Patterns machen Kunden unzufrieden und führen dazu, dass sie das Vertrauen in ein Unternehmen verlieren.
Als Designer ist es unsere Aufgabe, unseren Auftraggebern zu erklären, was Dark Patterns sind und warum es unklug ist, sie zu verwenden. Ein Auftraggeber könnte zum Beispiel denken, dass er die Kundenbindung und den Gewinn erhöhen kann, indem er es seinen Nutzern erschwert, ihre Abonnements zu kündigen. In diesem Fall liegt es in der Verantwortung des Designers, zu widersprechen und zu erklären, dass diese Taktik eher zu Frustration und negativen Bewertungen führt.
Designer sollten sich immer für transparente Benutzererfahrungen einsetzen, die den Kunden die Möglichkeit geben, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen. Es kann schwierig sein, ein Gleichgewicht zwischen Geschäftszielen und einer großartigen Benutzererfahrung herzustellen, aber Dark Patterns sind niemals die richtige Lösung.
Um ethisch vertretbar zu bleiben, können Designer diese Fragen stellen:
Welche fiesen Tricks begegnen uns im digitalen Alltag am häufigsten?
Spoiler: Da gibt es eine Menge davon! Von Countdown-Timern, die künstlichen Druck erzeugen, bis zu nervigen Pop-ups, die dich zu unüberlegten Entscheidungen drängen wollen. Schaut wir uns die Top-Favoriten der Dark Patterns genauer an:
„Dieser Schuh wurde gerade wieder gekauft!“ Wurde er das wirklich? Aktivitäts-Benachrichtigungen sind oft künstlich erzeugte Hinweise auf einen Kauf, eine Buchung oder Aktivität, die gerade stattgefunden hat. Dadurch wird künstlicher Druck durch das Gefühl der Knappheit erzeugt.
Du scrollst über eine Website und plötzlich ploppt ein Pop-Up auf, das für einen Newsletter wirbt. Du schließt es und nach wenigen Sekunden, ploppt es wieder auf. Und wieder und wieder und wieder. Dieses Pattern gilt zwar nicht als gefährlich, aber es nervt!
Diese beiden Dark Pattern werden gerne kombiniert. Bei dem sogenannte Roach Motel („Schaben Motel“) ist es super einfach einen Account anzulegen oder ein Probe-Abo abzuschließen.
Willst du den Account aber löschen oder das Abo beenden, wird es dir besonders schwer gemacht. Um das zu tun, muss man eine E-Mail senden, einen Brief schicken oder direkt anrufen. Hauptsache aufwändig, um eine möglichst große Hürde zu schaffen.
Bei diesem Pattern wird ein Produkt mit zwei Optionen dargestellt, wobei eine Option davon vorausgewählt ist. Diese Option ist allerdings nicht unbedingt vorteilhaft für dich. Ein tolles Beispiel ist die „Spar-Abo“-Funktion.
Anstatt nur ein Einzelprodukt zu verkaufen, werden hier zwei Optionen angeboten. Das Einzelprodukt und das „Spar-Abo“. Das Spar-Abo wird teils als Vorauswahl eingestellt, damit bei einem Klick auf „in den Warenkorb“ ein Abo abgeschlossen wird. Und schon kommt das Deo monatlich, anstatt nur einmal.
Bei diesem Pattern werden wichtige Informationen und Optionen versteckt oder so dargestellt, dass sie kaum wahrnehmbar sind. Um die Information zu sehen, musst du erst irgendwohin klicken, ganz genau hinsehen oder aktiv danach suchen.
Jede Newsletter Mail muss es einem ermöglichen, sich abzumelden. Aber nur weil man die Möglichkeit haben muss, muss man diese ja nicht gleich sichtbar darstellen! Also wird der „abbestellen“-Link einfach in der E-Mail unsichtbar oder beinahe unsichtbar gemacht.
Bei Confirshaming soll man sich dafür schämen, wenn man eine Option wählt, die nicht im Sinne des Unternehmens ist.
Wenn du dich z. B. bei einem Newsletter abmelden möchtest, musst du erst auf „Nein, ich möchte nicht mehr sparen“ klicken. Diese Art von Texten reichen von „Nein, ich möchte keine Angebote“ bis zu „Ich möchte keinen guten Zweck unterstützen“.
Nur noch 2 Stück verfügbar! Nur noch 4 Stunden, bis das Angebot endet! Künstliche Verknappung wird eingesetzt, um Käufe anzuregen. Das kann in unterschiedlichsten Formen entstehen:
Unter Druck entscheiden wir uns schneller. Die Entscheidung wird dann oft ganz automatisch nur auf Basis der Verknappung getroffen. Niemand möchte schließlich ein tolles Angebot verpassen..
Unternehmen haben schon immer versucht, uns zu manipulieren. Der Unterschied zu früher ist, dass unsere Welt und damit auch die Möglichkeiten der Manipulation komplexer, schneller und viel schwieriger kontrollierbar geworden sind.
Smarthome und Voice Assistents könnten Dark Patterns neue Möglichkeiten geben. Auch die Weiterentwicklung von künstlicher Intelligenz könnte Dark Patterns noch individueller, unauffälliger und massentauglicher machen. Und Augmented Reality wird Unternehmen noch mehr Daten liefern, um Dark Patterns auch noch in die Realität zu integrieren.
Die Herausforderung besteht darin, dass wir uns als Kunden, Nutzer und auch als Designer gegen Dark Patterns schützen müssen.
Wir dürfen uns nicht von verlockenden Angeboten blenden lassen und online nicht nur nach unserem Bauchgefühl handeln. Denn bei Dark Patterns geht es nie um unseren Vorteil, sondern immer um den Vorteil des Unternehmens.
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